mardi 19 avril 2011

Crottendorf



Ja, liebe kleinen Freunde: "Ahoi, du einsammer Boy!", wie die Nina damals in 1979 sang. Und doppelt mal Ahoi, denn der JB vorbereitet schon seinen nächsten Wandertur und läus geht es wieder nach Sochsn, in der Nähe von Tschechien, wo der JB übrigens auch wandern wird.

Die lieben kleinen Freunde des JB fragen (sich) natürlich: "Aber wo gehst du hin?"
Der JB hat seine Antwort parat:


Hö hö hö!

"Ja… was ist denn so lustig dabei?" wundern sich jetzt die lieben kleinen Freunde des JB, der noch wieder seine Antwort parat hat. Denn: was bedeutet crotte auf fransösischö, wenn er so en passant erwähnen darf? Das Nouveau dictionnaire de poche français-allemand (also: Neues französisch-deutsches Taschenwörterbuch) von 1796 erzählt uns die rohe und ausgefallene Wahrheit:


Der JB hat aber das unerklärliche aber innigste Gefühl, dass seine lieben kleinen Freunde ihm gar nicht glauben. Von daher hat er das Encyklopädische französisch-deutsche und deutsch-französische Wörterbuch (1883) von Karl Sachs und Césaire Villatte durchgeblättert und diese Bestätigung bekommen:


Also? Und die verschiedenen Definitionen sind herrlich, oder?!

Aber zurück zu unserem Taschenwörterbuch.
Obwohl es von 1796 stammt, also sieben kleinen Jahre nach der Revolution, ist es verblüffend feststellen zu können, wie die Definition des Verbs aktuell ist. "Voll Koth machen", kurz und modernisiert: Voll Kot, hört sich irgendwie wie die zeitgenössische von jungen Gesellen beliebte Redewendung an:
Voll Krass!
Oder besser, wenn "der sprechende Subjekt" (wie Ferdinand de Saussure, der Vater der Sprachwissenschaft es äusserte) von dem Ey-Gen dotiert ist:
Voll krass, ey!
Oder viiiel besser, wenn man völlig in der Realität und Modernität zugleich sein möchte:
Voll krass, ey, alta!

Und woher kommt dieses Adjektiv, nämlich krass?
Von dem lateinischen, genau. Der Kluge (das etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache) teilt mit, dass man es "ebenso" auf "neufranzösisch" findet. Und wie sagt man es? Crasse. Und obwohl es in Molières Sprache ein Substantif ist, was bedeutet jetzt crasse? Die Antwort gibt uns wieder das gute Taschenwörterbuch von 1796:


Ge-nau: Kot.
Also, wenn crasse Kot bedeutet und Kot genauso crotte bedeutet, und also crotte und crasse fast Synonyme sind, dann sind Voll krass und Voll kot auch Synonyme. Besser: wenn krass von crasse entlehnt wurde, ist es letztendlich sicher, dass das deutsche Crotte von Crottendorf auch von der französischen crotte entlehnt worden ist. Was wiederum bedeutet, dass Crottendorf Kotendorf bedeutet, oder im modernen deutsch: Kackendorf.
Von daher gilt die folgende mathematische Wortgleichung:
crotte = Kot = crasse = krass = crotte = Kot < voll kot = voll krass.

JB möchte daher eine neue lexikographische Mode lancieren. Jetzt wird nicht mehr das vulgäre voll krass in mondänen Gesellschaften (d.h.: auf Nightern, in intimen Orten des eigenen Hauses oder bei Rezeptionen im Schloss Bellevue) benutzt, sondern das neumodernisierte voll kot, ey. Oder besser:
Voll kot, ey, alta!
Und, so en passant möchte der JB seinen lieben kleinen Freunden bitte schøn betonen, das Voll Kot wiederum nicht mit Pol Pot verwechselt werden darf (obwohl…). Es herrsche zwar die (Wort)Revolution, liebe Genossen und Genossinnen, aber nicht die (Volks)Destruktion.


Nun dass wir dieses lexikographisches sowie semantisches sowie linguistisches Rätsel hinter uns haben, können wir ruhig und adrett zurück bzw. weiter nach Kackendorf, øøøh… pardon: Crottendorf. Denn, immerhin, ist es immer besser nach Sachsen und Crottendorf zu fahren, als nach Niedersachsen und Meinkot:


Und auf jeeeden Fall nicht nach Bayern und Nazibühl:


Denn das schöne wenn nicht wundervolle in Crottendorf ist nämlich die Tatsache, dass es nicht ein Crottendorf gibt. Sondern zwei. Es gibt ein Mittelcrottendorf und ein Obercrottendorf. Wie diese Karte es bestätigt:


Die nächste Frage, die sich der JB stellt, ist was genau diese Mittel- und Ober- definieren: das Dorf oder die Crotte? Ist es das Dorf von ober und im Mitten, oder die obenliegende und die mittelstattfindende Crotte? Tja… Der JB hat das nachgekuhgelt, hat aber keine zuverlässige & wissenschaftlich sichere Antwort gefunden. Er fragt sich immer noch weshalb…

Aber Crottendorf herbergt andere Schönheiten. Das hat der JB dank G erfahren. Unnötig ist es in der Tat zu erwähnen, dass der JB zusammen mit G nach Crottendorf fährt. Die (zwar reduzierte) skankige Band wird Crottendorf zusammen besudeln, øøøh… pardon, bejubeln und seine intimisten Geheimnisse nicht nur erfahren sondern auch erleben.

Crottendorf ist nämlich bekannt für seine Schnäpse & Obstlern. Und wer herstellt diese Liköre? Die Firma Grenzwald-Destillation. Aber wie genau heisst die Firma???


Ja, stümmt: die lieben kleinen Freunde des JB sehen schlecht, weil es klein geschrieben ist. Also die Firma heisst ganz genau:
Grenzwald-Destillation Otto Ficker GmbH Crottendorf / Erzgebirge

Eine Firma, die jahrenlang und generationenlang nur von Ficker betrieben wurde: erstmal Otto, dann Fritz (Fritz Ficker ist ein guter Name, findet der JB), jetzt Peter (Peter Ficker, dank der Alliterationen und Assonanzen des Wortes, klingt auch gut). Und ausgerechnet diese Wirklichkeit, dass man Jahrzehnten ein und aus nur Ficker war, findet der JB ganz prima & passend & pertinent, also: sachbezogen. Und dass das ganze Crottendorf (also Mittelcrottendorf sowie Obercrottendorf) die Standhaftigkeit der Ficker hat, hofft der JB und von daher freut er sich schon unheimlich auf seinen Tur.

Was die Grenzwald-Destillation Otto Ficker GmbH Crottendorf / Erzgebirge immer noch produziert ist das (hier die Etikett von 1972):


Eskimops
Was für einen tollen und passenden Namen für A&O&Å (aka die Mopsfamilie, auch einige kleinen lieben Freunde des JB — und für einen Mitglied der Mopsfamilie sogar seeehr klein)!

Aber Crottendorf hat nicht nur dieses Geheimnis, also die Ficker die Eskimops herstellen.
Geheimnis #2 heisst Thomas Löser, spielte damals in der dörfigen Fussballmannschaft SV Blau-Weiß Crottendorf und, nach einer superben Torschütze gegen Zschopauthal, wurde sofort von FC Erzgebirge Aue (in zwei Jahren in der Bundesliga) engagiert. Die MDR berichtet. Man beachte die melodiöse Sprache des Thomas.



Die MDR zeigte einen anderen Reportage über den Thomas, als er nämlich das Trikot der FC Erzgebirge Aue anzog. Diesen historischen Augenblick möchte der JB hier auf dem tätowierten rauchenden Blog bezeugen und ihn bejubeln und ihn Ninas "Ahoi, du einsammer boy" besingen:



Ach, wie der JB freut sich auf Crottendorf! Er sehnt sich nach Crottendorf, um seine Kenntnisse der Feinheiten der deutschen Sprache zu verbessern. Und überhaupt: um neue Bekanntschaften zu machen! Und diesmal ist es ihm crotte egal, ob diese Sozialisation verbal oder nonverbal ist. Denn, dank der Eskimops von den Fickern, wird er sich voller Freude nicht nur in der Sprache aber in allen Bereichen verbessern.

Ja, liebe kleine Freunde, der JB war so begeistert, dass er seiner sächsischen Sonne auf einer gewissenen blauen Seite anschrieb um die guten Nachrichten mitzuteilen:


Die sächsische Sonne antwortete aber:


Der JB versteht bisher immer noch nicht den Sinn dieser Antwort.

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