jeudi 25 février 2010

Der Dialog

Oj… Heute war es in der Zeitung viiiel zu lesen. Man hat sie geöffnet und sofort haben sich zwei Nachrichten kollidiert und uns mit sich zum Abstürz gebracht. Erstmal tritt Frau Käßmann zurück, "Schade. Schade. Schade.", schreibt Ines Pohl dazu (also, ich bitte euch: die Chefredakteurin der TAZ schreibt! Zeichen dafür, dass die Nachricht historisch ist) und betont (nicht genug - mehr morgen?) die feministische Perspektiv des Rücktritts. Aber gleichzeitig erfährt man, dass die katholischen Herren sich in Freiburg treffen. Aha. Und was erfährt man? Ja, Philipp Gessler berichtet:
Wahrscheinlich werden die Bischöfe eine Arbeitsgruppe einsetzen, um ihre Leitlinien gegen Kindesmissbrauch noch mal zu verschärfen - und insgeheim darauf hoffen, dass dieser Skandal so langsam und stetig wieder aus der Öffentlichkeit verschwindet wie die Affäre um die antisemitischen Pius-Brüder und den Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson vor einem Jahr.
Also, was haben wir: einerseits eine protestantische FRAU, die sofort zurücktritt, denn sie meint, sie hätte einen unethischen Verhalten (mit 1,54 Promille fahren) gehabt; anderseits mehrere katholischen MÄNNER, die über sexuelle Missbrauchen innerhalb ihren Kreisen weiterschweigen und nichts tun (bzw: wahrscheinlich eine Arbeitsgruppe einsetzen). Okay… Wir dürfen weinen.


Dann hoppen zu meinem TAZ-Held Martin Reichert, der bei der Diskussion in der berliner Kulturbrauerei zwischen dem LSVD und Reggaeleute war. Sein Artikel ist brillant und man beachte wie es dem Neokolonialismus krass gut geht und wie queering den Menschenrechtekonzept eine Notwendigkeit ist.


Apropos Coming-Out gibt es dann ein interessanter Artikel über die Fernsehserie In Treatment. (jeden Abend bei Sat3: sehenswert und sehenspflicht, überhaupt für Dianne Wiest als Mentorin des Therapeuts). Der Künstler und Kritiker Tal Sterngast endet seinen Einsatz mit diesen seminalen Wörtern:
So oder so operiert die deutsche Fassung mit einer Synchronisierung, was ein massiver Eingriff ist. Bei so einer minimalen Komposition hat nicht nur der Inhalt, sondern auch der Klang der Sprache eine immense Bedeutung. Es ist kaum zu glauben, dass die hier zu hörende Sprache die Sprache ist, in der die psychoanalytische Methode einst formuliert wurde.
Sigmund Freud war ein sorgfältiger Autor und virtuoser Kenner der deutschen Sprache. Der einzige Preis, den er je erhalten hat, war der Goethe-Preis für Literatur im Jahr 1930. Obwohl das Deutsche unwiderruflich mit der Psychoanalyse verbunden ist, wurde sie in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts aus Deutschland deportiert und ist nie wieder richtig heimisch geworden. Dass der psychoanalytische Dialog nun in Form der amerikanischen Adaption einer israelischen TV-Serie nach Deutschland zurückkehrt, kann man als Ironie der Geschichte betrachten.
Und gerade das, der Zurückkehr des psychoanalytischen Dialoges nach Deutschland spricht uns, auf einem heimlichen Plan, sehr sehr sehr an.

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