Man darf sich natürlich fragen, warum der knackige Jens Kunde und Kurde verwechselt; aber seitdem es um einen freudschen Versprecher handelt, und seitdem wir den süssen Jens mögen, sagen wir weiter nichts aber denken viel.
Auf jeden Fall sah der JB heute die Nachrichten und es ging um New York, um eine gewissene Konferenz, um Armut, blahblahblah, AIDS, blahblahblah, Frauenrechte, blahblahblah, pff… das ist aber sooo unwichtig, mann ey…
Und dann wird das Wort ausgesprochen:
Getöse.
Dieses Wort hat den unschuldigen und ein bisschen doofen JB immer erstaunt. Von daher wiederholt er:
Getöse
Was sagt der Duden zu diesem Wort?
Getöse, das, -s [mhd. gedoeze, Kollektivbildung zu mhd., ahd. dôz = Geräusch] (oft abwertend): tosendes Geräusch, Lärm: Das Getöse der Wellen; mach nicht solch ein Getöse!; mit lautem Getöse.
Und was sagt unser Freund der Kluge zu der Etymologie?
tosen (10. Jahrhundert), mhd. dôsen, ahd. dôsôn. Vergleichbar sind altnordisch þausn “Lärm”, altenglisch þys “Sturm”. Vielleicht als Anlautvariante zu indogermanisch °d-eus- “stieben, brausen”, das etwa in griechisch thyo “ich stürme” und latein furere “rasen, wüten” bezeugt ist — die Abgrenzung dieser Sippe ist im übrigen schwierig, da die Bedeutung leicht mit anderen verknüpft werden kann. Abstrakta: Tosen, Getöse.
Aha.Also die lateinische furor, oder die franzenländische fureur entspricht dem deutschen Getöse. Normal, denn das D auf Indogermanisch (weiter T auf Deutsch) wurde F auf Latein, wegen dieses obengennanten Anlautprozesses.
Aber es gibt besser, erklärt und Julius Pokorny in seinem Wörterbuch der indogermanischen Sprache:
Also ein Idiot, ein Clown, ein Teufel, ein wahnsinniger, ruhiger oder betrunkener Mann (bzw. Frau) ist eigentlich das gleiche: ein Getöse. Das ist einfach toll!
Du bist solch ein Getös! könnte man also ab jetzt sagen. G und der JB kennen eine Labertasche, die (bzw: der) diesen neuen Namen müüühelos verdienen könnte. Egal.
Wenn der JB auf das Wort Getöse so achtet, ist es natürlich, weil er an das Lied von Bertolt Brecht mit einer Musik von Kurt Weill in der Dreigroschenoper denkt, Seeräuber-Jenny: "Aber eines Abends wird ein Getös sein am Hafen / Und man fragt: Was ist das für ein Getös?" - zwei Sätze, die eigentlich die zwei Anderen des ersten Couplets abspiegeln: "Aber eines Abends wird ein Geschrei sein am Hafen / Und man fragt: Was ist das für ein Geschrei?"
Das Lied wurde berühmt und von viiielen Frauen gesungen. Aber die erste Version sang Lotte Lenja (seufz…), in der Adaptation von Pabst, von 1931, als sie noch keine Oktave verloren hatte und hoch singen konnte:
Eine andere schöne Version, mehr jazzig, ist natürlich die von DER Knef, von 1963. (Ach, Die Knef hätte den ganzen Repertoire von Brecht/Weill singen müssen… Naja…)
Wir werden natürlich NICH die Version von der Ute Lemper hören, nein. Aber die von Marianne Faithfull, auf jeeeden Fall! Zwar ohne Getös, aber in 1996 gesungen und schon historisch:
Aber die erschreckendeste Version ist selbstverständlich die von Nina Simone, die sie in 1964 im Konzert gesungen hat. Wir hören es erstmal und reden kur nachher darüber:
Denn neulich hat uns unsere Freundin Eli aus Norwegen folgende Nachricht geschickt: es ging genau um diesen Konzert, als sie Pirate Jenny, also Seeräuber-Jenny gesungen hat. Den Rest der Geschichte erzählt Sam Shepard hier, aber hierunten ein Teil davon:
Euch trotzdem eine schöne gute Nacht, meine kleinen lieben Freunde.
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