Es war für mich schon immer faszinierend, dass die homophoben Fans die homoerotischen Gesten der Sportler nicht erkennen. Wenn wir die Spieler sehen, wie sie sich küssen, umarmen, streicheln, orgienartig auf dem Rasen wälzen, am Po tätscheln, aufeinanderspringen, erkennt kaum jemand daran etwas Sexuelles. (Okay, dieses Greifen der Hoden beim Freistoß kann nicht übersehen werden.)
Ich muss gestehen, mir ist es ein wenig peinlich, wenn ich all diese Fans, Spieler, Trainer, Manager, diese Macho-Männer sehe, wenn sie, einfach gesagt, in so schwuler Weise Tore und Siege feiern. Jedes Gay-Paar würde heftige Prügel riskieren, wenn es irgendetwas aus diesem Repertoire während eines Fußballspiels vor den Fans nachahmen würde.
Im WM-Gastgeberland Südafrika wurde im April 2008 die Fußballnationalspielerin Eudy Simelane tot in einem Fluss in ihrem Heimatort gefunden. Sie war lesbisch. Sie wurde 25-mal mit dem Messer gestochen, ins Gesicht, in die Brust, in die Beine. Die Obduktion zeigte, dass sie zuvor Tod mehrere Männer verprügelt und vergewaltigt haben, in der Hoffnung, sie zu "küren".
Wenn man sich das Schicksal von Sportlern anschaut, die sich als Homosexuelle bekannten, wundert es nicht, dass es unter 120.000 Kickern in Serbien keinen einzigen gibt, von dem bekannt wäre, öffentlich zuzugeben, schwul zu sein. Bei den serbischen Fußballfans, von denen die vorlauten Mitgliedern der Gayparade mit dem Tod drohen, worauf Fußballfunktionäre stumm bleiben, kann man auch in absehbarer Zeit nicht erwarten, dass sie den Mut aufbringen würden, sich zu bekennen. In Südafrika, wo Homosexuelle mit Vergewaltigung gekürt werden, kann man das erst recht nicht erwarten.
Boris Milicevic, 40, ist Journalist, Fan von Roter Stern Belgrad und einer der bekanntesten serbischen Schwulen-Aktivisten und Gründer der Gay Straight Alliance.
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