vendredi 16 avril 2010

Knowledge is power

Zufälligkeiten, wieder und wieder.
Zufälligkeiten. Man redet gestern über Act Up und man stosst heute früh auf dieses Lied von The Ethiopians, Knowledge Is Power, von 1975, dass man im iTunes hatte und noch nicht gehört hatte - denn der Sampler wurde neulich vom Postboten geliefert. Man kann hier ein Stücken davon hören (gibt's leider nicht auf durohr zu hören). Und sich hierunten die Platte anschauen:


Eigentlich ist Knowledge Is Power (Wissen ist Macht auf deutsch) ein Zitat von dem englischen Philosoph Francis Bacon, erfahre ich gerade, das zum Sprichwort wurde, das zur alltäglichen Sprache gehört.

Leonard Dillon, das "Kopf" von The Ethiopians, dessen Sänger und Songtextschreiber, war damals einer der politischesten Ska- und Reggaemusiker. Hier in diesem Blog kennen wir ihn wegen seines Hits, Everything Crash, hier hört es man (sehr gerne!) wieder und wieder. Michael de Koningh, der für Trojan Records den obengenannten Sampler gemacht hat, schreibt im Booklet über ihm:
Leonard Dillon is one of the few artists who has consistently written and sung of political, cultural and social themes from the very dawn of his career, and at a time when such commentary was discouraged by the studios in favour of songs of the heart.
In dem Lied singt der Leonard:
"Knowledge is power, example is better than preaching (…) Knowledge is power, this I know (…) Knowledge is power, no matter what."
Und natürlich kann man diesen im Grunde genommen kommunistischen Satz nur zustimmen, sie an sich und fur sich nur zueignen. Das Wissen gehört allen, nur mit dem Wissen wird man stärker, nur mit dem Wissen kann man besser kämpfen - und letzendlich besser und stärker leben.


Und dieses führt uns zu Act Up. Zu der Zufälligkeit, die Grund dieses Posts ist. Denn Knowledge is Power war auch ein grosses Schlagwort von Act Up.
Act Up New York wurde in 1987 gegründet. Damals starben massiv die Leute, und überhaupt (aber nicht nur) die Schwulen, ohne dass die Regierungen, die Pharmaindustrie, die Politiker, überhaupt was machen. Die Antwort der Politikern war: Repression, Isolierung. Ich fürchte, viele Leute, überhaupt die Jungen, haben das vergessen. Aber damals HIV-positiv zu sein bedeutete: Tod. Man sah sein Freundeskreis sterben, man ging zu Beerdigungen. Und was passierte rundum? Nichts. Keine Lösung in Sicht, keine Medikamente in Sicht.

Für Act Up ging es auch um das Wissen. Um diese kommunistische Idee des Wissens. Das Teilen des Wissens. Damit man stärker wird. Damit man weiterleben kann.
In dieser Zeit waren die Ärzte mächtig. DIE hatten das Wissen. Die Patienten könnten nur zustimmen, was die Ärzte sagten. Man durfte nicht weder sie noch ihre Aussagen widersprechen. Warum? Ja… Michel Foucault hat ja sehr viel darüber geschrieben - wie die Psychiatrie und die Medizin auch die Rolle der Kirche und die Religion übernommen haben um auf Menschen soziale Kontrolle zu üben. Das war auch eine Zeit, bis zu AIDS, wo man an die Übermacht der Pharmaindustrie glaubte. Penicillin und Antibiotika waren entdeckt worden; die Chemie und die Pillen könnten, glaubten viele, alles heilen. Bis AIDS kam.
Die HIV- und Aidskranken, und ihre Freunde, stossten sich auf dieses Wissen der Ärzte. Und sie sagten: Schluss damit. WIR sind die Patienten, WIR sind die Betroffenen. WIR kennen unseren Körpern, WIR kennen die Krankheit. WIR können genau wissen, verstehen, interpretieren, weitervermitteln. WIR sind Aktöre der Wissenschaft, der Forschung. Wir sind nicht passive, sondern aktive. Und gerade das war sehr, sehr wichtig. Es gab weder Schicksal, noch Fatalismus, noch Passivität. Es gab nur Aktivität, Aktivismus, Kampf. Und Wissen.

Und dazu sagte Act Up, schon damals in 1989, ich zitiere:
Have a teach-in your community. Knowledge is our key to fighting the HIV epidemic and the HIV bureaucracy. Scientists often discount activist input, we lack their experience and expertise. This is not true. Activists have made themselves experts. We must share this expertise.
Communicate what you learn. Share any knowledge that you gain with other activists and the public. Translate what you learn into language that is appropriate for the evening news. Hold events and demonstrations that allow you to communicate what you have learned through the media.
Reading is fundamental. Get a hold of the latest scientific journals. Start a science club to discuss important articles and share what you learn. Attend scientific meetings in your community and represent your point of view.

Für die Betroffene ging es also darum:
1) Nur beim Lernen, nur wenn man sich das Wissen an sich zueignet und es weiterteilt, kann man die Krankheit bekämpfen. Nur beim wissen und verstehen kann man stärker gegen die Krankheit sein.
2) Nur mit dem Wissen kann man die Forschung, die Politik und die Pflege ändern. Nur damit kann man, zum Beispiel, schneller Medikamente bekommen, jene Art von Diskriminierung ändern und stoppen, und überhaupt: die Beziehung zwischen dem Arzt und den Patienten ändern, damit der Patient nicht mishandelt wird, wie irgendeiner Nichtsahnender, wie ein doofes, ungebildetes, unwissendes Wesen, mit dem die Ärzte ihn öfter assoziiert haben.
Und ausgrechnet das haben sie geschafft. Und nicht nur das, das hat aber andere Pathologien auch geprägt. Zum Beispiel Brustkrebs, wo Frauen jetzt auch Aktörinnen der Krankheit sind, wo Frauen nicht nur wie Patientinnen behandelt werden, aber auch als "Mitteilerinnen" sind.

Wie Leonard Dillon sagte:
Knowledge is power, no matter what.
Wie Act Up sagte:
Knowledge is our key to fighting.

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